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AM FREITAG MIT WENIGER ALS 80 TITELN UM DIE WELT


Anhand des Angebotes kann heute eine Weltreise je nach Neigung und passend zu den geographischen Möglichkeiten laufend ......, fahrend -----, reitend ;:;:;:; oder segelnd ~^~ freudvoll durchgeführt werden. Versprechen können wir, dass es so einiges Kurioses auf den fremden Kontinenten zu entdecken gibt. Der Startpunkt befindet sich in Frankfurt am Main, von wo der Weg in Richtung Süden eingeschlagen wird. ...... ;:;:;:; ------ ...... ;:;:;:; ----- Der erste Halt wird in Spanien sein. Hier gibt uns Jean François de Bourgong Auskunft über die Stierkämpfe zu jener Zeit. Der Eintritt war nicht billig - das kann bereits verraten werden. Gut informiert erscheint der Autor auch über damals lebende Personen wie Don Pablo Olavide, der Zwangsaufenthalte in Klöstern absolvieren musste oder über den Sklavenhandel, zu dem er konkrete Zahlen angibt. Nachdem wir erfahren haben, wie sich in den Jahren 1782 bis 1788 die Inquisition in diesem Land verhalten hat, können wir einigermaßen erleichtert die Reise fortsetzen. ...... ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Wir schippern zu den Kanaren ~~~~ ^^^^^ ~~~~ und belesen uns bei Renaudot über Algerien ;:;:;:;;:;:;:; --------- Von Ägypten und dem Sudan erhalten wir durch William George Browne neue Erkenntnisse - nämlich jene des endenden 18.Jahrhunderts. Darfour hat er als erster Europäer entdeckt und dort die Sitten und Bräuche der Einwohner aufgezeichnet. Interessant sind seine Beobachtungen in diesem Land über die vom Sultan erzwungenen Freilassungen versklavter Frauen oder auch die der Körperhygiene, denn statt Seife wurden Salben verwendet und besondere Haarpartien wurden ausgerupft. Diese und weitere detaillierte Beschreibungen finden Sie in dem Buch "Reisen in Afrika, Egypten und Syrien." ;:;:;:; ...... ;:;:;:; ------ ...... ;:;:;:; [Pause für das Maultier] 

;:;:;:; ----- ;:;:;:; ----- Westafrika Die "Reise durch das westliche Afrika, in den Jahren 1785, 1786 und 1787." informiert über Aufnahmeprüfungen in die sogenannten Purrah und dessen Strafen, sollte ein Mitglied Verrat geübt haben. Mit eigenen Augen gesehen und eindrucksvoll beschrieben hat der französische Ingenieurkapitän Golberry Sandhosen oder auch Tiere wie das Chamäleon. Und neben zahlreichen dieser eigenen Erfahrungen führt er in Tabellen die Anzahl der Sklaven und deren Wert auf. Wer wissen möchte, wie Krokodilfleisch schmeckt, ohne dies selbst kosten zu wollen, kann es in dem angebotenen Buch nachlesen. ...... ------ ...... ----- Südafrika ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~~~~ ^^^^^ ~~~~ Magellanstrasse  ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Nach nicht ungefährlicher Seefahrt durch den Südatlantik (ein Sturm) und die Meerenge zwischen südamerikanischem Festland und Feuerland (unter Beobachtung neugieriger Pinguine) erreichen wir Chile, wo wir im Jahre 1875 zusammen mit dem Geologen A.Pissis u.a. am Krater des Vulkans Antuco stehen können. [Pause für Stärkung mit einem Guanaco-Braten]

~~~~ ^^^^^ ~~~~ ...... ------ ...... ----- Durch Nordamerika insbesondere durch die Felsengebirge bis nach Neu-Mexiko werden wir von Balduin Möllhausen anno 1857 geführt, der für diese Expedition von der Regierung der Vereinigten Staaten beauftragt wurde. Er selbst hat nicht nur die Reise, Eingeborene und andere Bewohner beschrieben, sondern auch die landschaftlichen Eindrücke gezeichnet, um uns die Charakteristiken der unterschiedlichen Landstriche vor Augen zu führen.  ^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Hawaii studieren wir mit Hilfe von Augustin Krämer, bevor wir wieder in See stechen. ^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Ausführlich werden wir über Australien von Samuel Sidney mit der ersten deutschen Ausgabe informiert, die mit Tagebucheintragungen von Goldgräbern endet. ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Haiflossen vor Indonesien ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ............ China und den Kaiserhof lernen wir dank der berühmten 24 Kupferstiche mit erklärenden Texten aus dem Jahre 1788 kennen. Wer wissen möchte, wer die Dame ist, die vor Tsching-Ti so gekonnt wie verführerisch tanzt und warum der Berater viel zu ernst den gebannten Blick des Prinzen beobachtet, möge die aufklärende Bildbeschreibung von Joseph Amiot lesen. Auch erfahren wir, warum die chinesischen Musiker im Himmel spielen und was es mit einem selten gesehenen Fabeltier auf sich hat. ------ ...... ------ ...... ----- Mit Araberhengsten galoppieren wir schließlich durch Persien des 17.Jahrhunderts, ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;:;: durch Arabien, ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;:;: Konstantinopel ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;: und den Balkan ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;: Kurz vor Ende der Reise gilt unser Dank dem athletischen und häufig lachenden Kamel aus der Reisebeschreibung von Jean Baptiste Tavernier, das uns so treu bis hierher begleitet hat. Auch das Maultier hat sich zäh und opferbereit verhalten, hat dann jedoch in Chile den mutigen Entschluss gefasst, dort auf den hoch gelegenen Bergwiesen der Kordilleren zu bleiben, um diese täglich genießen zu können. Wir hoffen, dass das Tier ein erfülltes Leben haben wird und nicht im Kochtopf von Weltreisenden wie uns landet.  ........ ----- Frankfurt am Main sollten wir nicht ansteuern, ohne zuvor am Bodensee Halt gemacht zu haben. Hier nämlich befindet sich der gedankliche Gründungsort der Antiquariatsmesse folium, die nach der Weltreise in den Notizen aus der Antiquariatswelt näher beschrieben wird.

NOTIZEN AUS DER ANTIQUARIATSWELT

folium.digital auf erwartungsfroher Jungfernfahrt Heute möchten wir auf eine digitale Antiquariatsmesse hinweisen, an der wir mit über 80 weiteren Antiquaren aus Europa, Amerika und Israel teilnehmen werden. Die Messe öffnet am Donnerstag, den 10. Juni 2021 um 14 Uhr das erste Mal seine digitalen Schleusen, um uns eine wohldosierte Flut von Titeln zu präsentieren. Initiiert wurde die Messe durch die deutschsprachigen Antiquariatsverbände der Schweiz, Österreichs und Deutschlands. Auch durch die zweisprachige Präsentation ist hier ein internationaler Markt für antiquarische Bücher und Grafik entstanden, den Sie mit folgendem Link entdecken können: <link https: folium-digital.de eine externe webseite in einem neuen>folium.<link https: folium-digital.de eine externe webseite in einem neuen>digital

Das Antiquariat Tresor am Römer wird sich vorwiegend farbenprächtig und thematisch vielseitig präsentieren. Neben dem rot leuchtenden Maroquineinband des bibliophilen Autors Jules Janin, erklingt eine seltene Sammlung auserlesener Gebirgslieder als Lithographien gedruckt und von Ulrich Halbreiter herausgegeben, krabbeln Igel, Mäuse, eine Sumpfschildkröte, fliegen Hirschkäfer und Fledermäuse mit 32 anderen Tieren als Originalaquarelle des Tiermalers Erich Schröder durch das antiquarische Angebot, erfreuen 94 Vogeldarstellungen des zuvor genannten hervorragenden Illustrators unsere Augen. Sodenn fleuchen die Tiere der sogenannten Scheuchzerschen Kupfer-Bibel über den Bildschirm, gefolgt von dem blauen Huhn von A.R.Penck, den Aufregungen eines Lockenraubes sowie anderen Köstlichkeiten der Buchkunst.

BAUEN UND TECHNIK AM FREITAG

 

Es ist doch ein allzu schönes Gedankenspiel, zu dem uns Leonhard Christoph Sturm (1669-1719) - der bedeutendste Architekturtheoretiker seiner Zeit - mit seinen detaillierten Anweisungen verführt. Stellen Sie sich vor, Sie wären die Frau eines reichen Brauers und Getreidehändlers in einer volckreichen Statt im Jahre 1761. In diesem Falle könnte es sein, dass Sie in einem Haus wohnen, in dem Sie vielseitige Möglichkeiten zum Hantieren hätten. Sie würden verfügen über "einen Thor-Weg, eine grosse Trinck-Stube, eine kleine Trinck-Stube, oder, wo der Hauß-Herr sich vornehm aufführet, eine Visiten-Stube, ein Einheitz-Gewölbigen, eine ordentliche Wohn-Stube, einen Alcoven, zwei Kammern, die Stube vor den Hauß-Herrn, eine kleine Deele, einen Stall für Pferde, den Thorweg nach dem Brauhauß, einen Kuhstall, Hünerställ, Maltz-Tennen, Maltzdörre, ein gewölbtes Brau-Hauß, zwey Geschoß von den fünffen hoch, einen Kühl-Trog, Maisch-Fässer, einen Hopffenkessel, einen Brau-Kessel, eine Wasser-Pumpe, einen Schweinhof, Schweine-Ställe, noch eine Pumpe, einen Abzug der Wasser (gehet durchaus auf die Gasse), eine Brandtewein-Brennerey, Holtz-Gewölbe, zwey Geschoß hoch von den fünffen..." Dies wäre das unterste Geschoss, während die anderen mit Mietwohnungen ausgebaut sind. Einzig zu bemängeln ist, dass es kein Studierzimmerchen für die Hausdame gibt. Auf dem Grundrissplan sind alle Räume außerordentlich übersichtlich aufgeführt, weitere Kupferstiche zeigen die unterschiedlichen Fassaden der Wohnhäuser, aber auch Prachtgebäude auf dem Lande sowie Säulen der unterschiedlichen sechs Ordnungen, präzise dargestellt in der von L.C. Sturm herausgegebenen Vollständige Anweisung, alle Arten von regularen Pracht-Gebäuden nach gewissen Reguln zu erfinden, auszutheilen und auszuzieren.


Nicht ganz unwahrscheinlich wäre es, dass der wohlhabende Brauer neben seinen Pferden, Kühen und Hühnern auch eine Perpendikeluhr (womöglich mit einem Stundenschlagwerk) im Hause stehen oder zumindest eine mittlere Taschenuhr hat, damit der Inhalt des Hopfenkessels pünktlich umgerühret wird. Zum Verständnis dieser technischer Wunderwerke empfehle man ihm die Ausführliche Abhandlung von den Uhren überhaupt von Jakob Alexander, justament 1763 in deutscher Übersetzung und mit vielen Kupfern erschienen. Von besonders reizvoller Wirkung ist die handkolorierte Neue Tafel vor alle Liebhabers und See-fahrende Personen, die über dem Schreibtisch des Hausherren eine gute Figur machen könnte. Nach stundenlangen nächtlichen Privatstudien wären das helle Türkis und das pointierte Rot eine erholsame Abwechslung für seine Augen. Das Gelb könnte seinen Blick auf die Galionsfigur lenken, träumend hätte er sich auf dem ranghöchsten Admiral-General Posten gesehen - Hackebord mit Wind im Backenbart. Doch zu der dekorativen Kraft des Kupferstiches gesellt sich die Genauigkeit technischer Informationen, derer ein seriöser Liebhaber benötigt.

Für die Notizen aus Frankfurt eilten wir mit Fotoapparat und Notizblock zu Autoteile-Schuwerack. Was wir dort gefunden haben, lesen Sie am Ende unseres Angebotes.

NOTIZEN AUS FRANKFURT

Klopf & Kauf In der Braubachstraße 7, gegenüber dem Museum für Moderne Kunst, befindet sich Autoteile-Schuwerack. Bereits das Schaufenster lässt ahnen, dass der Laden ein riesiges für den Kunden unübersichtliches Sortiment birgt. Das Geschäft ist seit 1945 hier zu finden und wurde von Wilhelm Schuwerack geführt, bevor seine Tochter Vera, die bei ihrem Vater eine Lehre gemacht und schließlich den Laden übernommen hat. Frau Schuwerack wird aufgrund ihrer Fachkenntnisse sehr geschätzt und auch aus eigener Erfahrung möchten wir das Geschäft auf diese Weise empfehlen. Der Laden hat weiterhin geöffnet, um geläufige Artikel wie Türgriffmuscheln, Motorenöl, Kleeblatt-Felgenschlösser, Lenkhilfen aber auch erforderliche Dinge wie einen Schutzschlauch Marder Stop & Go oder Anti-Marder Stäbchen, eine Scheinwerferbirne für einen alten Mini, das Starktonhorn, das Elektro Fanfaren-Set im Zweiklang sowie einen Kugelschreiberhalter anzubieten. Um im Auto einen gewissen Komfort zu gewährleisten, empfiehlt sich das Holiday-Traveller-Garderobe-System, der Lenkradschoner hergestellt in einem samtigen Textil und der Kinder-Beobachtungsspiegel. Ihre Kunden empfängt Frau Schuwerack zum derzeitig coronabedingten Klopf & Kauf an der Ladentür. Auf dem Foto sieht man sie etwas mürrisch, musste sie doch gerade eine lästige Anfrage zum Geldwechseln für die Parkuhr abweisen. Bei dem Foto im detailfreudigen Innenraum des Ladens handelt es sich um ein Archivfoto, das wir dankenswerter Weise von Dagmar Priebke, Kennerin der jungen Frankfurter Geschichte in der Braubachstraße und Umgebung, erhalten haben. 

DAS 16.JAHRHUNDERT AM FREITAG


Unser hier dargebotenes 16.Jahrhundert beginnt mit einem Aufeinandertreffen reizender italienischer Frauengestalten und des unbesiegbaren römisch-deutschen Ritters Theuerdank. Dieser in breiten schwarzen Holzschnittlinien dargestellet, jene in zarten Linien und Farben nach Raffaels kapriziösen Geschöpfen präsentieret. Die Unterschiede der Darstellungsmanier sind enorm und doch – man glaubt es kaum – im gleichen Jahrzehnt entstanden bzw. begonnen worden. Die erste Ausgabe des Theuerdank wurde 1517 gedruckt und diente der Mythenbildung des Lebens Kaiser Maximilians I. Unbesiegbar wollte er der Nachwelt in Erinnerung bleiben und veranlasste die Veröffentlichung, die sogleich nach seinem Tod 1519 in 340 Exemplaren verteilt wurde. Unsere hier angebotene Ausgabe ist nach 1679 erschienen. 123 Textholzschnitte, darunter auch die 6 zusätzlichen Holzschnitte, geschnitten von Leonhard Beck, Hans Schäufelein, Hans Burkmair u.a. begleiten die Abenteuer und Prüfungen des Ritters auf seinem Weg zu seiner zukünftigen Braut, dem holden Fräulein Ehrnreich, die hier dem tapferen Helden gegenübertritt.

Gleich zu Beginn der Angebotsliste flattern dem Betrachter leuchtend kolorierte Vögelchen entgegen, schnörkeln sich Blätter und Leuchter in unvergleichlicher Ornamentvielfalt, strecken sich zarte Frauengestalten in Richtung Himmel. Sie sind hier als Kupferstiche in über einem Meter Höhe gedruckt sowie aufwendig per Hand koloriert verfügbar und bilden die Ausmalungen der Loggien des Papstpalastes nach, die Raffael 1513 begann. Weitere ästhetische Zeugnisse des italienischen Cinquecento zeigen sich in der in Venedig gedruckten Ausgabe Il Decameron von Giovanni Boccaccio. Die Vielfalt der Ornamente setzt sich hier fort. Wir sehen ausgewogen komponierte Marginalien, Kolumnentitel und aufwendig geformte Textblöcke in Antiquaschriften gesetzt im Spiel mit verzierten Initialen und raffinierten Kopfstegen. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man feststellt, dass die Seiten dieses Buches einen Genuss für das Formgefühl darstellen. In der ersten verteütschet Ausgabe der Officia von Cicero aus dem Jahre 1531 gibt es ähnliche Textgebilde, allerdings hat das Buch aufgrund der gotischen Schrifttype und der Holzschnitte ein spürbar anderes ästhetisches Temperament, das ebenso über zahlreiche Reize verfügt und zudem sehr selten auf dem antiquarischen Buchmarkt anzutreffen ist.

Die berühmte Officina Plantiniana aus Antwerpen ist in unserer Auswahl mit dem Titel Syntagma Tragoediae Latinae in einem blindgeprägten Schweinsledereinband der Zeit vertreten und gibt uns die Möglichkeit auf das großartige Plantin-Moretus-Museum hinzuweisen, das teilweise noch aus den Gebäuden der Renaissance besteht, als auch über erstaunlich umfangreiches Werkstattinventar mit den ältesten Druckpressen und eine Bibliothek mit der beinahe gesamten Buchproduktion des Hauses verfügt. Hier ist der erste moderne Atlas Theatrum orbis terrarum von Ortelius gedruckt worden, aus dem auch der unten folgende Kartensatz mit den damals bekannten Kontinenten und der Weltkarte stammt. Eine Gesamtansicht von der im 16.Jahrhundert reichsten Handelsstadt Anverpia haben natürlich Georg Braun und Frans Hogenberg für ihr Ansichtenwerk Civitates Orbis Terrarum anfertigen lassen, die hier sorgsam und von alter Hand koloriert zu sehen ist. Mit dem aus dieser Ansicht elegant hervortretenden Edelmann, flankiert von drei die damalige Mode präsentierenden Damen, schließen wir die heutigen Ausführungen, jedoch nicht ohne an unseren hiesigen Drucker und Verleger Christian Egenolff in den Notizen aus Frankfurt zu erinnern.

NOTIZEN AUS FRANKFURT

Denkmal & Straßenschild Auf den Spuren des Druckers und Verlegers Christian Egenolff, der hier in Frankfurt am Main tätig war und im Jahre 1555 gestorben ist, konnten wir eine Straße, die nach ihm benannt wurde, entdecken sowie ein Porträt, das hoch oben mit 13 anderen Verlegerköpfen aus dem Gutenberg-Denkmal schaut. Das Denkmal ist 1858 auf dem Roßmarkt eingeweiht worden und behauptet sich dank seiner kantig sperrigen Form sowie der massigen mit Tüchern bedeckten weiblichen Allegorien standhaft gegenüber den hohen Bankentürmen. Der Stahlstich, ein Einblattdruck, zeigt die Einweihung des Denkmals und befindet sich im Angebot des Tresor am Römer. Egenolff hat beachtliche Werke verlegt wie die sogenannte Egenolffsche Bibel in der Übersetzung von Luther mit den Illustrationen von Hans Sebald Beham oder dem Teutschen Kräuterbuch von Adam Lonicer, ein Standardwerk der damaligen Zeit. Ebenso hat er die Neubearbeitung des Theuerdank beauftragt und schließlich mit den Originalholzstöcken der Holzschnitte drucken lassen. Die Offizin, die sich an der Ecke Großer Kornmarkt/Sandgasse befand, wurde bedauerlicherweise 1907 abgerissen.

FREITAGSSPAZIERGANG


Heute leitet das Häschen Fridolin unseren vergnüglichen Frühlingsspaziergang ein „Und so zieht er froh und heiter / Wie ihm Lust und Laune lenkt / Seine Hasenstraße weiter“, um sich - nachdem er seine Ostereier verteilt hat - zufrieden in die grüne Wiese fallen zu lassen. Weitere Ostereier finden wir in dem Bilder-ABC, in dem kolorierte rote Wangen, der blumenbekränzte Frühlingshut, das himmelblaue Kleid sowie rosane Eier aus dem gelben Korb um die Wette leuchten. Im Jahre 1925 tanzten in der Kinderheimat. Ein Lesebüchlein für kleine Leute die Hasen sogar auf den vermutlich hartgekochten Ostereiern und Das fidele Wichtel-ABC hat Frau und Herrn Hase fürsorglich mit Regenschirmen ausgestattet.

 

Ebenso können wir durch das lithographierte Reichenbachtal von Fritz Wucherer promenieren als auch auf dem Römerbrückchen bei Eschborn verweilen, unter Bäumen von Jakob Maurer mit Blick auf den Kronberg sitzen oder in einer in Grau und Blau aquarellierten Landschaft am Falkenstein herumstromern. Besonderen Reiz hat die Promenade vor dem Gallustor in Frankfurt, die durch den Park führt. Mitnehmen sollte man bei dieser Gelegenheit unbedingt den Osterspaziergang von Johann Wolfgang von Goethe. Wenn ein Pudel auftaucht, könnte man ihn anlocken und streicheln, aber – so unsere dringende Warnung - nur wenn er nicht schwarz ist, und einen Feuerstrudel sollte er möglichst auch nicht hinter sich herziehen. In diesem Falle wäre es nicht unwahrscheinlich, dass der Spaziergang ungewollt mit einer Mephistopheles'schen Erscheinung endet.

Weniger gefährlich sind die Frühlingseindrücke von Friedrich Schiller und Friedrich Matthisson, die hier in Leder gebunden oder mit Stichen in der Titelei verziert ihre Leser anlocken. Das blaue Frühlingsband lässt Eduard Möricke um uns herum flattern und einen Frühlingsschimmer schickt Joseph von Eichendorff in einer illustrierten Ausgabe mit Originalfarbholzschnitten. Besondere Aufmerksamkeit verdient Heinrich Vogeler, der mit 10 zarten Originalradierungen den Frühling in einer Mappe von nur 100 Exemplaren auf Büttenpapier begrüßt. Unsere Lieblingsradierung zeigt einen verweilenden Flaneur mit Spazierstock und Hut, der einen Vogel im Flug beobachtet und der das menschliche Glück in der Frühlingszeit sichtbar birgt.

 

Das letzte Buch passt thematisch nicht in unseren Freitagsspaziergang und ist auf Wunsch eines einzelnen Tieres beigefügt worden. Was es hiermit auf sich hat, lesen Sie in den Notizen aus der Umgebung von Frankfurt am Ende unserer Angebotsliste.

NOTIZEN AUS DEM UMLAND VON FRANKFURT

Weißes Schaf & Blaustern Auf einer Wanderung über den Unteren Vogelsberg und entlang an der Nidda begegneten wir am letzten Wochenende einer Schafherde. Ein munteres, weißes Jungtier näherte sich uns und wir kamen ins Gespräch. Es dauerte nicht lang und es nannte uns seine Lieblingslektüre: Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe. Nun wissen wir aber, dass es mit dem Widder Bellyn in diesem Epos viel zu früh - Bellyn befand sich im besten Widderalter, so jedenfalls hat Wilhelm von Kaulbach ihn illustriert - zu Ende geht. Reineke Fuchs hat ihm übel mitgespielt, so dass der Wolf Isegrim ... Und doch sei unsere neue Schafbekanntschaft von der Fabel aufs beste belehrt worden - unterhaltsam sei sie sogar, die Fabel, beharrte das Schaf uns und den anderen eher ängstlich blickenden Wollknäulen gegenüber. Auch Das Mondschaf von Christian Morgenstern gefalle ihm sehr, vor allem die lateinische Version, für die der Autor ein eigenes lateinisches Wort erfunden habe: Lunovis - Mondschaf. Zwei glitzernde Äuglein blickten sodenn nach oben in das Vogelsberger Himmelsblau und unser Schäflein deklamierte euphorisch "Se culmen rer' ess' omnium. - Ich bin des Weltalls dunkler Raum.". Anschließend lächelte es sichtlich bewegt. Für das Foto, siehe oben, hat sich das hübsche Tierchen sofort bereiterklärt, jedoch mussten wir versprechen, den Reineke Fuchs mit in die Angebotsliste aufzunehmen. Ebenso in unserem Angebot befindet sich ein altkolorierter Kupferstich mit dem zierlichen Blaustern, der auch auf dem unteren Foto zu sehen ist und ebenso am letzten Wochenende gesichtet wurde.

STADT LAND FLUSS AM FREITAG


Ein imaginäres Sonnenschirmchen reicht am heutigen Freitag aus, um einen Stadt Land Fluss-Ausflug durch das reiche Angebot des Tresor am Römer zu machen. Zu Beginn sollten wir die schönen, neptunischen Beine des Vater Rhein bewundern und möglichst reisefreudig mit F.W.Delkeskamp das ausgefaltete Panorama des Rheins Mainz bis Coeln ganze 255 cm an feinst gestochenen Häusern und Burgen entlang schippern. Pater Rhenus, leicht bedeckt mit einer Wasserpflanze, empfiehlt nicht nur den im Jahre 1744 erschienenen Reiseführer Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Welcher die wichtigsten und angenehmsten geograph- histor- und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms... darstellet, sondern auch die seltene Rheinlaufkarte vom Beginn des 18.Jahrhunderts, auf der sich der altkolorierte Flussgott zudem in einer dekorativen Kartusche präsentieret. Unser Weg über Hamburg wird von zwei Landvermessern begleitet. Bedeckt mit zwei Schlapphüten flankieren sie den Verlauf der Elbe und die altkolorierte Gesamtansicht von Hamburg aus dem Jahre 1642. In einem regennassen, fruchtbaren sowie lebensbejahenden Grün werden wir uns auf der Panoramic Map of the Thames and Medway tummeln, zwischendurch London durchqueren und schließlich von der Nordsee aus nach Afrika und in Richtung Nil weiterziehen. In Kairo könnten wir, so empfiehlt es Anton Graf Prokesch-Osten in seinem Führer Nilfahrt bis zu den zweiten Katarakten, in einem Gasthof ersten Ranges absteigen, nämlich in Shepheard's Hotel, das tatsächlich von einem Deutschen geführt wird, jedenfalls im Jahre 1874. Zu jener Zeit lebten in dieser Stadt sage und schreibe 50.000 Europäer. Nachdem die Khalifen-Gräber im Osten, die Mameluken-Gräber im Süden und der Versteinerte Wald besichtigt wurden, könnte ein Besuch im Zirkus von Kairo für Zerstreuung sorgen. Einer Krokodilsjagd möchten wir abraten, da die scheuen Tiere bereits in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts selten geworden sind. Außerdem tarnen sich die wenigen Überlebenden als Baumstämme und sind somit fast nicht sichtbar. In Theben, so rät Graf Prokesch-Osten fürsorglich an, sollte auf allen Ausflügen ein mit Erfrischungen und kalter Küche beladener Esel folgen - unerlässlich vor allem bei mehrtägigen Touren!


Wieder in Europa angelangt - möglichst mit Proviant-Esel - und während wir uns durch die großformatigen Alpenlandschaften von 1891 blättern, die Vogesen hoch und runter wandern oder in dem Eisenbahnwaggon des Panorama der Main-Neckar und Badischen Eisenbahn auf dem Weg nach Frankfurt am Main sitzen, empfiehle sich, das schmackhafte Truthuhn aus Ägypten zu verzehren. Schließlich führen uns Meriansche Faltansichten über kräftig gedruckte schwarze Linien der zahlreichen Kupferstiche durch Franken, Thüringen, Sachsen, nicht ohne in Frankfurt am Main Halt gemacht zu haben, einst Heimatort des Verlegers und Kupferstechers Matthäus Merian, dessen Städteansichten unser Bild des Heiligen Römischen Reiches im 17.Jahrhundert geprägt haben. Sein großformatiger und somit außerordentlich detaillierter Stadtplan von Frankfurt am Main lädt zum Verweilen ein und beim Verlassen der Stadt am Fluss sollte der atemberaubende Panoramablick vom Sachsenhäuser Berg  wahrgenommen werden. In Berlin beenden wir unsere Reise zusammen mit Sabine und Peter, vier Verse des Kinderbuches Wir suchen Deutschland von 1948 deklamierend und hoffend, dass unser Ausflug Beifall finden wird. Das Brandenburger Tor, noch ist's zu finden, / die U-Bahn dort, und dort die Linden. / Ein Brausen, Hupen Tag und Nacht! / So hab' ich mir Berlin gedacht.

NOTIZEN AUS FRANKFURT

Stadt Land Fluss im Historischen Museum  Noch ist das Historische Museum, das sich unweit des Tresor am Römer in Richtung Main am Römerberg befindet, nicht geöffnet, die Vorbereitungen jedoch laufen - wie man sieht - auf Hochtouren. Ab Samstag, dem 13.März 2021 darf das Museum also wieder seine Türen öffnen, und wir können neben dem Heller-Altar von Albrecht Dürer und Matthias Grünewald, dem weltweit ältesten Erdglobus mit America-Bezeichnung, den ausgestellten Stadtplänen, Landkarten und Stadtansichten auch das Altstadt-Modell der Brüder Treuner sowie das Exemplar des Erstdrucks des berühmten Frankfurt-Plans von Matthäus Merian - der Tresor am Römer bietet diesen Stadtplan in der letzten Originalausgabe an - und die mehrfach überarbeiteten Kupferplatten betrachten. Der stellvertretende Direktor des Museums, Dr. Wolfgang Cilleßen, äußert sich uns gegenüber mit Erleichterung: "Endlich wieder der Zauber der Originale ...". Nach diesen erfreulichen Nachrichten möchten wir noch einen Herren präsentieren, der gegenüber den Eingangstüren an einem sonnigen Plätzchen steht. Die Vermutung, dass es sich bei ihm zumindest um Herkules handelt, wird ermutigt, wenn man die kräftige und hier extra für unsere Kunden betonte Kniepartie betrachtet. Die neckischen Schleifen jedenfalls könnten auch Vater Rhein gefallen.

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