Neben Astronomen, Astronauten, Flugkapitänen und Vögeln erweitern zahlreiche Himmels-, Stern- und Mondgucker in Literatur und Poesie das derzeitige Freitagsthema. Goethes Stella verführt uns bereits durch ihren Namen in erdferne Sphären. Die drei Hauptprotagonisten des Stückes verfolgten die rettende Idee einer Doppelehe, die aus ihrer Liebesmisere herausgeführt hätte. Diese jedoch rüttelte an gesellschaftlichen Moralvorstellungen und konnte sich nach einer Textänderung durch den Autor für Stella nicht erfüllen. Es ward ein Trauerspiel, in dem sie vergeblich ihrer Sehnsucht Ausdruck verleiht und verzweifelt deklariert, sie müsste dem Drang der Liebe nachgeben und aus diesem heraus den Mond herunterziehen. Die natürliche Tochter, ebenso von Goethe verfasst, blickt starr zum Himmel, blickt verwirrt umher und der trübe Sinn des Herzogs erzeugt nur Wolken. Wir ahnen, auch dies ist ein Trauerspiel, in dem sich Lügengespinste um eine uneheliche Tochter bilden. C.F.D. Schubart dichtete für seine Todesgedanken im Frühling 1767 erstaunlich luftig-leicht Seht nun auf ihre Blicke / Dahin, wo mein Glücke / Aus den Wolken lacht. / Dort auf jenem Sterne / wohin ich einst, und lerne ...
In Himmel und Erde des Romantikers Lord Byron begegnen wir dem verbotenen Flug der beiden Erzengel mit zwei Menschentöchtern in den Weltraum, um sie vor dem Strafgericht zu bewahren. Im geistlichen Morgenlied, das von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau 1717 dargeboten wurde, wird der Schöpfer direkt angesungen, um mit Geistes Schwingen die Wolken durchzubringen. So kann ich Adler sein. Euphorion hingegen möchte im zweiten Teil von Faust fliegen Gönnt mir den Flug!, stürzt aber in die Tiefe. Und in Shakespeares Sommernachtstraum gibt es besonders zahlreiche Flugbewegungen. So tanzen die Elfen Bohnenblüte, Spinnweb, Motte, Senfsamen sowie der Elfe Droll durch des Zauberwalds Lüfte, ein Aktör der Handwerkstruppe spielt den Mondschein, Fledermäuse werden gejagt und die Elfenkönigin Titania verliebt sich nach einem Zauber in Zettel, der justament ein Vogelliedchen trällert. Zu dieser gewitzten Wald-Luft-Komödie passen auch die 48 Tafeln mit lithographierten Papageien von Charles de Souancé. Jeder einzelne dieser kolorierten Vögel leuchtet und schillert, als wäre er von William Shakespeare erfunden worden. Selbst die mitteleuropäischen Fiedergenossen, links und rechts vom Text, posieren in besonders stolzer Vogelhaltung für unser luftiges Angebotssammelsurium.
In den Notizen aus Frankfurt, die sich dem Angebot thematisch anschließen, beschreiben wir unseren Frankfurter Ausflug, der bis in den Himmel führte.
In den Himmel und zurück Um heute am Freitag passend zu unserem Thema die Vogelperspektive einzunehmen, laufen wir kurzentschlossen und energiegeladen zum unweit gelegenen Kaiserdom St.Bartholomäus. Der Domturm sei erst seit Februar wieder geöffnet, informiert uns die Domturmkassiererin und inspiziert unsere Impfausweise. Wie hoch der Domturm sei, fragen wir. Bis zur Spitze 95 Meter und 328 Treppenstufen seien zu bewältigen, antwortet sie. Wir mustern unsere für eine Domturmbesteigung eigentlich ungeeigneten hochhackigen Schuhe und beginnen trotz der Widrigkeiten den Aufstieg. Auf der engen Turmtreppe begegnen wir zuerst zwei Asiaten, die uns Mut zusprechen, danach einer vielköpfigen amerikanischen Familie, an der wir uns in einem noch engeren Treppenabschnitt vorbeiquetschen. Zuletzt lernen wir - bereits etwas kurzatmig - einen der Restauratoren kennen, der gerade hungrig in Richtung Mittagstisch absteigt. Auf dem Rundgang der Ausblicksplattform pressen wir uns mit dem Rücken an die Turmwand, an der eingeritzte Namen und Jahreszahlen zu lesen sind. Das Datum 3.5.1945, also kurz vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, betrachten wir heute sicherlich nachdrücklicher, als wir es vor über drei Wochen getan hätten. Hoffnungsfroh verweilen wir noch einen Moment mit Blick in die Ferne und machen ein Foto mit leicht zittrigen Knien, auf dem Ortskundige östlich von der Paulskirche auch das Dach des Gebäudes erkennen, in dem sich der Tresor am Römer befindet. Der Kupferstich nach Salomon Kleiner von 1747 zeigt die Domlaterne in einem eigentlich unvollendetem Zustand. Doch nach dem Dombrand 1867 - ausgelöst durch eine Kerze und zwei angeheiterte Bewohnerinnen des 3.Stockwerks in der Fahrgasse 21- wurde sie endlich nach den mittelalterlichen Plänen von Madern Gerthener errichtet und präsentiert sich auch heute noch in dieser Form. Abschließend möchten wir noch berichten, dass der Aufstieg zum Himmel nicht so anstrengend ist wie der Abstieg. Frauen wissen warum, denn die sind dem Himmel sowieso näher - auch wegen der hohen Schuhabsätze.
Die unnachahmliche Atmosphäre der Antiquariatsmesse wird uns auch dieses Jahr fehlen. Kein Papierrascheln, keine Gespräche, kein Spurt bei Messeeröffnung zum begehrten Sammelobjekt, kein Blickkontakt mit dem Antiquar, kein Händedruck zum Abschluss eines Geschäfts, kein lauwarmes Würstchen im Messebistro, kein gemeinsames Anstoßen, keine Berührungen zwischen Menschen und Büchern, kein Klatsch, keine Neuigkeiten, keine schmerzenden Messebeine, kein Lachen, kein stetes Gesprächsgemurmel in den Räumen des Kunstvereins. So bleibt uns heute das Vergnügen das Messegefühl zu simulieren, indem wir mit Worten rascheln und mit Abbildungen das Gemüt berühren. Vielleicht verweilt unser Blick derzeitig umso bedürftiger auf den warmtonigen Photographien, die uns die Amalfiküste und den qualmenden Vesuv hinter einer Pinie besonders stimmungsvoll darbieten. Oder wir fixieren noch intensiver die eigentlich unansehnlichen aber lebensverkündenden Larven und Raupen, die ihre Metamorphose schließlich als farbschillernde Schmetterlinge feiern. Möglicherweise verfängt sich unser suchender Blick zudem in dem bizarren Stillleben menschlicher Organe und Blutgefäße, flankiert von possierlichen Skeletten, die die Opera Omnia des niederländischen Anatoms und Botanikers Frederik Ruysch illustrieren.
Auch wäre ein Zwiegespräch mit den beiden Fledermäusen möglich, die original gouachiert als geschützte Tiere durch das Messeangebot flattern, und übermütig könnte man das freche Grinsen der beiden erwidern – es sieht uns ja doch niemand hinter unserem Computer. Sehnsüchtig wird sicherlich ebenso das ägyptische Kamel im Oriental Album bestaunt werden, das uns an ferne Reisen erinnert.
Wie wir uns heute Morgen einen Zipfel Messegefühl erhascht haben, beschreiben wir in den Notizen aus Frankfurt, die nach dem Messeangebot folgen. Es kann sogar sein, dass der eine oder andere Leser Appetit bekommt.
Messewürstchenersatz & Elton-John-Sammlung Vor Messebeginn haben wir uns in die Warteschlange vor dem Stand der Frau Schreiber in der Kleinmarkthalle - unweit der Braubachstraße - eingereiht, ein Rindswürstchen erstanden und schließlich verzehrt. Mit Hilfe des Würstchengeschmacks und des Würstchengeruchs im Treiben der Marktbesucher hat uns die Antiquariatsmesse atmosphärisch gestreift. Während wir kauten und unsere Mäntel mit Senf bekleckerten, konnten wir uns zudem über ein Gedicht von Friedrich Stoltze amüsieren, das am Würstchenstand in einem Rahmen auszugsweise präsentiert wird. Un de Ratsherrn un die Richter, / Un die Maler und die Dichter, / Komponiste, Schornaliste, / Apedheker un Drogiste, / Un Student un Komedjant / Frißt sei Wörschtsche aus der Hand. Und tatsächlich haben wir in der Warteschlange Menschen aller Arten und Schichten entdeckt. Frau Schreiber, eine regionale Berühmtheit von über 80 Jahren, wird auch liebevoll Wurst-Ilse von den Frankfurtern genannt. Sie bietet Fleischwurst mit und ohne Knoblauch an, Rindswurst, Gelbwurst und Krakauer. Kundenwünsche erfragt sie im Frankfurter Dialekt, Japaner - die in diesen Zeiten jedoch eher selten anreisen - spricht sie auf Englisch an. Mit gut gefüllten Mägen und Frankfurter Singsang im Ohr sind wir wieder in den Tresor am Römer gelaufen, um nun angeregt auf das letzte Gespräch der Veranstaltungsreihe Das rote Sofa hinzuweisen. Am 21.Februar 2022 um 19 Uhr wird Sibylle Wieduwilt die Verleihung des Preises für junge Sammler moderieren. Preisträgerin ist eine Studentin, die ihre Elton-John-Sammlung (in Selbstdarstellung und Rezeption aus den Jahren 1970-72) mit gut überlegter Beharrlichkeit und Begeisterung zusammengetragen hat. Noch drei weitere Gäste werden im darauffolgenden Gespräch über das Thema Sammeln online diskutieren. Sollten Sie sich für das Thema interessieren, können Sie sich kostenlos als Zuschauer unter folgendem Link registrieren: Preisverleihung. Um 12 Uhr heute Mittag wird endlich die Antiquariatsmesse Stuttgart eröffnet, die man unter diesem Link besuchen kann: Antiquariatsmesse Stuttgart. De Vorhang uff! Bravo! Bravo! Bravo!
Anlässlich des expressionistischen Freitags möchten wir die Möglichkeit nutzen, einzelne Dichter zu Wort kommen zu lassen, damit wir ihre Lyrik besser verstehen. Natürlich handelt es sich um ein fiktives Gespräch, das im Bereich der Literatur erlaubt sein möge. Die Antworten sind ordentlich wiedergegebene Gedichtzitate aus den hier angebotenen Büchern.
Fragende Stimme:
Die Sonne taucht in der expressionistischen Lyrik immer wieder auf. In Umbra Vitae, den nachgelassenen Gedichten Georg Heyms, tost sie bereits 1912 ekstatisch. Alfred Lichtenstein hielt die rote Häusersonne nicht mehr aus. Anders bei Kurt Bock. Dessen erste Sonne ruft unruhvolles Leid tagtäglich im Wanderer wach. Bereits diese drei Beispiele zeigen ungewöhnliche Ausdrucksfähigkeiten. Noch drastischer, beinahe hoffnungslos und mitunter mit sezierendem Blick beschreibt der Arzt Gottfried Benn die Welt. Dessen Ikarus endet im Sturz der Sonnen-sonnen, o aller Sonnen ewiges Gefälle. Sie, Walter Rheiner, sind mit 19 Jahren gegen ihren Willen im Ersten Weltkrieg an die russische Front geordert worden. Sie wurden abhängig von Rauschgift und lebten in Berlin in Armut. 1918, dem Jahr zahlreicher Veröffentlichungen ihrer Gedichte, erscheint auch in der Reihe des Neuesten Gedicht ihre Insel der Seligen, in der die Sonne ...
Walter Rheiner (schaut durch seine Brille nach oben, etwas zittrig deklamierend):
Elektrisch lodert sie auf den Dächern, auf Haaren (magisch-wirr) der schwarzen Fee
Fragende Stimme (entzückt und empathisch):
Und auch das Geflüster naher Sterne vernahmen Sie. Ganz anders hat Herr Benn das Sternenfirmament gesehen …
Gottfried Benn (großer Kopf, Mundwinkel nach unten, beinahe misslaunisch aber bestimmt zornig ausrufend):
Finale! Huren! Grünspan der Gestirne!
Fragende Stimme (begeistert, wendet sich Else Lasker-Schüler zu, die bei den Worten Benns zusammengezuckt ist):
Else Lasker-Schüler, was meinen Sie?
Else Lasker-Schüler (mit einem glimmenden und einem verträumten Auge):
Sieh meine Farben,
Schwarz und stern.
Alfred Lichtenstein (ein junger Mann mit großen, fragenden Augen verneigt sich vor der Dichterin und trägt aus seinem Gedicht Mädchen vor):
Sie halten den Abend der Stuben nicht aus.
Sie schleichen in tiefe Sternstraßen hinaus.
Wie weich ist die Welt im Laternenwind!
Wie seltsam summend das Leben zerrinnt …
Und nochmals Else Lasker-Schüler (eine Träne im träumenden Auge):
Ich saß im Sternenmantel.
Fragende Stimme (bewegt und brüchig):
Herr Heym, Sie möchten etwas sagen?
Georg Heym (erst 25 Jahre jung, mit einem Wollschal und einem Paar Schlittschuhe über der Schulter):
Sie wandern durch die Nacht der Städte hin,
Die schwarz sich ducken unter ihrem Fuß.
Wie Schifferbärte stehen um ihr Kinn
Die Wolken schwarz vom Rauch und Kohlenruß.
Klabund (elegant, schlank, jung, hoher gestärkter Hemdkragen):
Der zinnoberblaue Schutzmann zerschmettert den Maßkrug aller Maßlosigkeiten
An der Siegessäule die sauberen Ladenmädchen
Gelächter Zackenbauch
Wandeln die Litfaßsäulen
Im Sternenzelt.
Fragende Stimme (schweigt vorerst nachsinnend und fährt schließlich fort):
Darf ich um ein Schlusswort bitten?
August Stramm (springt nach vorne und ruft):
Äste würgen
Fragende Stimme (nun nicht mehr fragend, sondern jubilierend):
Großartig, aus der Menscheitsdämmerung!
Nun gilt es den expressionistischen Schwung zu nutzen, um auf die Angebotsliste hinzuweisen, der die Notizen aus der Antiquariatswelt folgen, in denen gleich zwei Sofas vorgestellt werden.
ersehnt & begehrt In jedem Sammler steckt auch ein Jäger. Sammler handeln zielgerichtet und schnell, listig und in Härtefällen mitunter rücksichtslos, ihre Kondition ist stets trainiert, ihr Witterungsvermögen bestens ausgebildet, Informationen aus ihrem Revier - und erscheinen sie noch so unwichtig - werden von den Sammlern geradezu aufgesogen, das Sammlergedächtnis funktioniert fehlerfrei, Sammler scheuen keinerlei Mühen, um ihr nächstes Sammelobjekt zu ergattern und wenn sie reüssieren, durchfährt ein Empfinden wilder Freude ihren Körper. Mehr zu dieser schillernden Menschengattung werden wir im Rahmenprogramm der Antiquariatsmesse Stuttgart erfahren. Die Veranstaltungsreihe "Das rote Sofa" wird die Messe zu dem Thema "Sammeln - Eine Leidenschaft" mit drei Gesprächen begleiten. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Betätigung des Links: Das rote Sofa. Die Antiquariatsmesse wird vom 18.-22.2. wieder virtuell stattfinden. Zudem erscheint ein Katalog, der sowohl in gedruckter Form erscheinen als auch ab Ende Januar als Online-Version unter folgendem Link abrufbar sein wird: Antiquariatsmesse Stuttgart. Sodenn möchten wir bescheiden auf ein Gespräch mit dem Titel Freitagsseite, Verband, Nachwuchs im Antiquariat hinweisen, das Björn Biester, der Herausgeber der Zeitschrift Aus dem Antiquariat, mit Sibylle Wieduwilt geführt hat. Das unten abgebildete Antiquariatssofa des Tresor am Römer verleitete die Inhaberin zu resümierenden Nachrichten des letzten Jahres aus der kleinen und großen Antiquariatswelt.
Die Angebotsliste vor den weihnachtlichen Festtagen ist wie im letzten Jahr streng thematisch gemischt. Zunächst möchten wir - mit der Überlegung das Traditionsessen von Würstchen mit Kartoffelsalat zu erweitern - den Weihnachtsspeisezettel aus dem Kochbüchlein für die Puppenküche empfehlen. Der Weihnachtsabend wird hier mit Schokoladensuppe, Eierkuchen und Äpfeln, Auflauf mit eingemachtem Obst oder Zucker und Zimt als auch mit Gemüse von Rosinen kulinarisch gefeiert. Danach werden gebackene Äpfelschnitze, geröstete Mandeln, Zitronenbrötchen und Kleienküchlein gereicht. Die Rezepte sind kinderleicht auszuführen und wir können sie mit gutem Gewissen auch Kochlaien empfehlen.
Der Puppenküchenpunsch hat den Vorteil, dass er den ganzen Tag getrunken werden kann, besteht er doch aus einem Mätzchen schwachen Tees, Zucker und Zitronensaft. Am ersten Weihnachtstag werden u.a. goldene Schnitten mit Högenmark oder Weinsoße aufgetragen - gefolgt von Kirchweihküchlein. Wer es etwas deftiger mag, kann sich auf den dritten Weihnachtsfeiertag freuen, an dem gebackene Fleischklöße mit dem vielgeliebten Kartoffelsalat aufgetischt werden. Weihnachtsbraten gibt es in der Puppenküche noch nicht, jedoch könnte das Hirschhörnchen eine vegetarische Alternative mit viel Zucker sein.
Gänzlich ohne Zucker, mit einfachen Formen und flächigen Farben, rhythmisch und balancierend, mit überlagerten Linien in Kaltnadelradierschwarz entfaltet Sonia Delaunay ihre künstlerischen Kräfte neben Versen von Tristan Tzara. Diese eindrucksvolle Künstlermappe mit acht ganzseitigen Farbradierungen zu elf Gedichten ist im Jahr 1961 in Paris entstanden. Tristan Tzara, der zusammen mit Hans Arp und Hugo Ball die Dada-Bewegung gegründet hat und später zu den Pariser Surrealisten Kontakt aufnahm, hat mit der vielseitigen Wahlfranzösin Sonia Delaunay bereits seit den frühen 20er Jahren eigensinnige Kunstwerke wie die Robes Poèmes, Gedichtkleider, geschaffen. Hierbei wurden Wörter und Verse des Dichters in Kleider eingewebt und wanderten somit über den Körper entlang. Die Radierungen für die vorliegende Mappe Juste présent zeugen von eindrucksvoller Form- und Farbsicherheit der Künstlerin, die ihr Leben lang mit Simultankontrasten experimentiert hat. Dissonanz und Harmonie werden auch hier spielerisch entfacht, besonders überzeugend im Original, nummeriert als auch signiert und heute in außergewöhnlicher Schönheit im Tresor am Römer präsentiert. In den Notizen aus Frankfurt am Ende der Angebotsliste stimmen wir heute passend zum vierten Advent ein fröhliches F an.
Frohlockende Flora im Festtagsfenster Während die Floristin Frau Escanecrabe uns die zum Verkauf stehenden Blumen vorstellt, bindet sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin unermüdlich kleine Weihnachtssträuße. 850 Stück müssen heute am Freitag frisch gebunden geliefert werden. Bei Blumen am Dom, ein Familienbetrieb mit inzwischen zwei Filialen hier in der Braubachstraße, kaufen auch wir regelmäßig Antiquariatspflanzen, die zur Weihnachtszeit im Schaufenster um die Gunst der Vorbeischlendernden buhlen. Der Weihnachtsstern oder die Euphorbia pulcherrima, deren Name ihre Schönheit bestätigt, kann ihrerseits das Straßengeschehen wahrnehmen, das derzeitig auch von dem unweit stattfindenden Weihnachtsmarkt bestimmt wird. So fühlt sie sich betrachtet von Punschtrinkenden, Wurstessenden, Geschenksuchenden, Bummelnden, Verträumten, Lächelnden, Anwohnern, Blumenliebhabern, Museumsbesuchern, Auf-die-Tram-Wartenden, von dem italienischen Briefträger, von Frau Escanecrabe, Frau Wieduwilt und Frau Seuss, dem Rahmenmacher, Buchliebhabern, Buchkäufern und dem langbeinigen Donatus vom Rühlskopf, dem Deutsch Drahthaar von gegenüber. Für unsere auswärtigen Kunden haben wir ein Foto von einem der beiden Weihnachtsfenster mit zwei unserer Antiquariatsweihnachtssterne aufgenommen - farblich und inhaltlich abgestimmt mit dem Rot der Weihnachtsapfelketten und dem hellblau kolorierten Himmel des Kupferstiches vom heiteren Wintertreiben auf dem Frankfurter Liebfrauenberg.
Es gab Zeiten, in denen man Bücher über Trachten, Sitten und Bräuche derart aufwendig gestaltet hat, als würden sie auf einem rauschenden Fest der Ästhetik präsentiert werden. Das vierbändige Werk Moeurs, usages et costumes de tous les peuples du monde ... von Auguste Wahlen gehört zu diesen Büchern. William Foyle, einer der "führenden Buchhändler des 20.Jahrhunderts in London", ließ sich verzaubern von den Farben und Materialien der in Brüssel erschienenen Ausgabe und klebte - vermutlich in seiner Privatbibliothek in Beeleigh Abbey - ein elegantes, weinrotes Ex-Libris-Schildchen mit goldener Schrift animo et fide auf das marmorierte Vorsatzpapier aller vier erworbenen Bände. Diese gehörten hiermit fortan in eine der berühmtesten und wertvollsten Privatbibliotheken, die im Jahre 2000 bei Christie's unter Beobachtung von Buchkennern und Sammlern aus aller Welt versteigert wurde. Heute bietet der Tresor am Römer genau diese Exemplare der ersten Ausgabe in prächtiger Ausstattung an. Der Autor, Auguste Wahlen, hat seine Texte und Zahlen nach authentischen Dokumenten und jüngsten Reiseberichten zusammengestellt, so dass in den Jahren 1843-44 Trachten und Gebräuche der Völker aus Asien, Ozeanien, Afrika-Amerika und Europa die Augen der Leser entzücken und den Verstand ebendieser erhellen konnten.
Dieses Werk wurde splendid mit 4 kolorierten Titelvignetten und 211 Holzstichtafeln versehen, und zwar von Hand mit leuchtenden Farben und mit äußerster Sorgfalt koloriert. Damit die Leser einen Eindruck von den Illustrationen bekommen, haben wir ein reizvoll befedertes Mädchen der Insel Madison, eine rauchende Dame der Insel Guham sowie den furchteinflößenden und tätowierten Krieger von Noukahiwa gebeten, für den Text zu posieren. Allerdings müssen wir eingestehen, dass die Farbkraft der Originale nicht adäquat wiedergegeben werden konnte. Der imposante Herr von Noukahiwa, der sich heute extra mit einem Kopfschmuck aus Walfischenzähnen bedeckt hat, demonstriert uns hier frank und frei seine Wurfnuss, die er mit Genauigkeit und erstaunlicher Flugweite einzusetzen versteht. Eigenheiten und Geheimnisse der beiden Ozeanierinnen möchte der Eingeborene an dieser Stelle allerdings nicht verraten, denn diese mögen vorerst zwischen den vergoldeten, mit Steh- als auch Innenkantenvergoldung verzierten und mit Leder überzogenen Buchdeckeln für den zukünftigen Besitzer verwahrt bleiben. Er lächelt, spielt an seiner Muschelkette und schaukelt mit seinem Wurfgeschoss. Wie könnten wir seinem Wunsch nicht entsprechen?
Einen Blick auf die anderen angebotenen, mitunter sehr interessanten Bücher begrüßt er und verweist mit Nachdruck auf die Notizen aus Frankfurt, in denen es merkwürdige Dinge zu lesen gebe. Nun jedoch möchte er sich mit der Frau von Guham zurückziehen, um ein Pfeifchen zu rauchen und einen Kawa zu trinken - ein rein pflanzliches Getränk, das angenehm berauschend wirken kann.
Känguruleder & Squashy Foldable Hats "Und was sind squashy foldable hats?", fragen wir den Besitzer des Australien Shops, als er uns sein Sortiment vorstellt. Kaum haben wir die Frage gestellt, hat Herr Horn auch schon den Lederhut klein geknautscht und in einen Stoffbeutel gehüllt. Diese Falttechnik sei nicht nur für das Reisen, sondern auch für das alltägliche und nicht nur das australische Leben geeignet. Den Knautschhut gibt es in Känguru- und Rindsleder. Ersteres ist etwas dünner als zweiteres, weich und strapazierfähig und eignet sich deswegen auch gut für die Boots von R.M.Williams, die Ernst-Albrecht Horn zusammen mit seiner Frau Frauke seit Ende 2004 in der Berliner Straße 33 - nur ein Kängurusprung von hier - anbietet. Sodenn gibt es australisches Bier, Wein, Didgeridoos, Wachsmäntel, Gürtel, Süßigkeiten und andere Lebensmittel. Und was könnte in dem Gefrierschrank, der auf dem unteren Foto zu sehen ist, liegen? "Kängurusteak!" Es habe wenig Fett und sei geschmacklich zwischen Wild- und Rindsfleisch einzuordnen. Krokodilsfleisch sei momentan nicht im Angebot. In diesen gesundheitlich unsicheren Zeiten möchten wir noch auf den berühmt-berüchtigten Brotaufstrich Vegemite hinweisen. Australier schwärmen mitunter für ihn und wollen auch im Ausland nicht auf ihren Aufstrich, proudly made in Australia since 1923, verzichten. Er enthält besonders viel Vitamin B for Vitality und der Geschmack ist ... australisch.
Erlesene Einbände verführen zum Anfassen, Streicheln, auch zum Horchen und zum Liebäugeln. Die Hand des einen Kunden streicht zart über die glatte Kalbslederoberfläche der Sonette an Orpheus von Rainer Maria Rilke, die des anderen erkundet tastend die unregelmäßige Oberflächenstruktur des Maroquinleders der Florentiner Ausgabe von Das Nordlicht des Autors Theodor Däubler. Schließen werden auf- und zugemacht. Klick, klack. Die Fingerspitzen des Zeige- und Mittelfingers fahren über die ziselierten Eckbeschläge, die Prägungen, den Perlmuttbesatz und den roten Zierstein aus Glas. Gleich beide Daumen gehen eine Streichelbeziehung mit dem ovalen Relief aus Schildpatt ein und, um den köstlichen Schimmer der Muster des gepunzten Goldschnittes zu genießen, wird das Andachtsbuch im Licht hin- und herbewegt.
Wohlig warme Töne wandern wiederholt durch den Tresor am Römer. Wie zur Prüfung lässt der Sammler den ersten der drei jeweils 700 Seiten starken Bände sanft auf die anderen beiden fallen. Er, der Sammelnde, lächelt. Der Wohlklang entsteht durch die von Hübel und Denck in samtiges Maroquinleder eingebundenen Werke des Miguel de Cervantes. Der Sachsenspiegel in 460 Jahre altem Schweinsleder auf Holzdeckeln klingt eben anders.
Kreisrunde, nachtblaue Intarsien, begleitet von ockerfarbigen millimeterkleinen Rauten passgenau eingebettet in ein dunkles Indigo umschmeicheln das Auge. Nicht nur die technische Präzision, mit der der Meistereinband des Franzosen Louis Gilbert gefertigt ist, überzeugt die Sinne, sondern auch die ästhetische Sicherheit und der gestalterische Mut führen den Leser glücklich über zwei Vorsatzpaare aus kobaltblauem Seidenmoiré, königlich edel, und aus handgeschöpftem Marmorpapier, poetisch verführend, hinein in die Rôtisserie de la Reine Pédauque von Anatole France.
Und was könnte diese reich bordürte, querformatige Kassette bergen? Unter Glas ein Kupferstich mit einer Landschaft, beruhigt durch Baumesgrün, belebt durch einen Fluss, in der drei Damen in griechischen Gewändern, als wären sie die drei Grazien, ein Blumengebinde gemeinsam betrachten. Glanzpapier in hellem Kadmiumrot ist gesäumt von goldenen Bordüren und leuchtet kräftig, anstatt einen Titel preiszugeben. Letztendlich verraten uns die zahlreichen Indizien, dass es sich um ein Album Amicorum mit Freundschaftsblättern handelt, darunter auch 14 gestochene und kolorierte Freundschaftsgaben. Weitere Liebhaberobjekte präsentieren sich in der folgenden Angebotsliste, und in den anschließenden Notizen aus Frankfurt widmen wir uns einer schmückenden Bedeckung für das menschliche Haupt.
Mit Buch und Hut in den Herbst So wie der Einband das Buch schützt und schmückt, so tut es der Hut auf dem Kopf des Menschen. Glücklicherweise gibt es unweit des Tresor am Römer den Hutsalon Coy, der sich seit der Rekonstruktion der neuen Altstadt am Markt 38 befindet. Dort werden vor allem selbstmodellierte Hüte angeboten, die auch von der Ladeninhaberin und Modistin Cornelia Plotzki hergestellt werden. Für das Foto zeigt uns die frohgemute Hutverkäuferin Valentina zwei rote Filzstumpen, die später über ein handgeschnitztes Holzmodell gelegt und dann von Hand und mit Hilfe von Wasserdampf geformt werden. Sollte der Kundin die Form des Glockenhutes zusagen, nicht jedoch die tannengrüne Filzfarbe, so fertigt die Modistin die Cloche auch in einem strahlenden Ahornblätterrot. Und sollte die Form des kecken Glockenhutes nicht gefallen, mögen sodenn der lässige Schlapphut, der jugendlich wirkende Aufschlaghut oder die krempenlose Wollfilzkappe als Kopfbedeckung dienen. Von dem Hutformenreichtum begeistert, können wir schließlich feststellen, dass es für jeden Kopf einen passenden Hut wie auch ein passendes Buch gibt.
Jede Gesamtausgabe muss zahlreiche Fragen beantworten können: Bist Du eine kritische Werkausgabe? [wie die hier angebotenen Sämmtliche Schriften von G.E.Lessing, 1853-57], Oder bist Du eine neue vermehrte Ausgabe? [wie Sämmtliche Schriften von F.W.Gleim aus dem Jahre 1770], Bist Du auch die einzig rechtmäßige Original-Ausgabe? [wie die Werke von Johann Winkelmann, 1847], Du bist doch wohl die wichtige erste Werkausgabe! [wie die unten folgende Hölderlin-Ausgabe von 1846], Bist Du vielleicht ein seltener unrechtmäßiger Nachdruck? [wie Der Kinderfreund von 1818].
Und weiter: Bist Du die erste Ausgabe dieser Zusammenstellung? [siehe auch die angebotenen Goethes Gespräche in 10 Bänden, herausgegeben von Woldemar Freiherr von Biedermann, 1889-1896], Ist die deutsche Gesamtausgabe auch einheitlich übersetzt? [die deutsche Gesamtausgabe von August Strindberg ist einheitlich verdeutscht von Emil Schering, nicht aber die Sämtliche(n) Werke von Henrik Ibsen, die jedoch auch von dem jungen Dichter Christian Morgenstern übertragen sind, und der mit seiner Übersetzung eine Original-Dichtung geschaffen hat und deshalb zu empfehlen ist], Verfügst Du über einen Index? [so wie die Chronique de 1831 à 1862, die Lebenserinnerungen der Duchesse de Dino], Bist du eine historisch kritische Ausgabe? [so nämlich die von Richard Maria Werner besorgten Sämmtliche Werke des Autors Friedrich Hebbel]. Verfügst Du über bisher ungedrucktes Material? [eindeutig bejahend zu beantworten für die von Waldemar Oehlke herausgegebenen Sämtliche Werke von Bettina von Arnim]. Und dies sind nur die inhaltlich zu beachtenden Fragen. Desweiteren gibt es ästhetische Anforderungen:
Du beinhaltest doch wohl ein Porträt des Autors?, Sind Deine Einbände dekorativ?, Sind Deine Bände einheitlich gebunden? [wie zahlreiche Exemplare der heutigen Angebotsliste], Verfügst Du vielleicht sogar über Illustrationen? [die Oeuvres complètes illustrées von Anatole France, 1925, reich illustriert von verschiedenen Illustratoren], Die typographische Gestaltung hat der Autor wohl auch gebilligt? [wie Rainer Maria Rilke seine sechsbändige Ausgabe im Insel Verlag], Die Typographie ist gut lesbar, in einem kräftigen Schwarz gedruckt und auch das Papier von guter Qualität? [die Musarionausgabe von Friedrich Nietzsche liest sich köstlich auf holzfreiem Papier], Bist Du in einem guten Zustand? [Ja!].
In den anschließenden Notizen aus Frankfurt schildern wir Eindrücke von Kunden des Tresor am Römer über das jüngst eröffnete Romantik Museum. Angemerkt sei nur noch, dass Der mehrbändige Freitag von einer mehrköpfigen Tierschar aus Oeuvres complètes illustrées von Anatole France begleitet wird.
Romantik Museum hinter mehrteiliger Fassade Zitronengelb wie der Buchschnitt der oben angebotenen Gesammelte Werke von Joseph von Eichendorff erstrahlt ein Teil der Fassade des neu eröffneten Romantik Museums. Kunden des Tresor am Römer berichten uns bereits begeistert von zarten Handschriften, die tatsächlich im Original gezeigt werden.
Ebenso wird von einer Himmelstreppe berichtet, deren Aufstieg unendlich erscheinen soll und den Besucher doch eher als vermutet ankommen lässt, wenn nicht im Himmel so doch im 3.Stockwerk. Beim Abstieg, erzählt eine Kundin schaudernd, näherte sie sich sodenn schneller als erwartet der imaginären Gegenwelt des Himmels, nämlich der Hölle, die aufgrund des Dante-Jahres unsere Vorstellungen begleitet. Doch im Erdgeschoss, beruhigt uns wiederum die Hinabgestiegene, versicherte ihr eine Männerstimme in einer dunklen Ecke, dass hinter der alten Brandmauer nicht das Inferno wüte, sondern das nach dem Krieg wiederaufgebaute Elternhaus des Autors Johann Wolfgang von Goethe stehe. Dort verkehre zwar bekanntlich Mephistopheles, aber dieser hätte schließlich zum göttlichen Geschehen einen direkten Draht. Wer der Dunkelmann in der Ecke war, haben wir zwar nicht erfahren, jedoch geistert eine Ahnung durch unsere Phantasievorstellung.
Noch nicht jodelnd, aber tanzend und tändelnd wird unser abwechslungsreiches Angebot des 19.Jahrhunderts eingeleitet. Der Tanz beginnt in einem heiteren Allegro giocoso, dessen Tempo sich gefühlsbetont zu verlangsamen vermag. Carl Daub und Friedrich Creuzer führen den Reigen durch die Studien, eine der wichtigsten Zeitschriften der Romantik. Unter dem Pseudonym "Tian" schließt sich hier Karoline von Günderode mit ihren Theaterfiguren dem Groß-Wezier Mangu, Sino und dem Derwisch Udohla ebenso an wie Nerissa aus dem Harem des Sultans. In Tausend und eine Nacht, herausgegeben von August Lewald, verlieren wir uns dank der 2000 Holzstiche in orientalische Welten und in die zum ersten Mal vollständig und treu übersetzten Erzählungen. Aus dem Orient gelangen wir in die Berge. In der alpenschwärmerischen und vor allem seltenen Sammlung auserlesener Gebirgslieder sind nicht nur Blumenranken zart lithographiert, sondern auch Bauernburschen, Jäger und Liebespaare in wieder liebgewonnenen Trachten. Hier empfielt es sich noch etwas um sich selbst zu drehen, bevor aus dem Scherzando ein drängendes Stringendo wird.
Die Pressefreiheit wird nicht nur von J.P.L. Snell in einer Veröffentlichung im Jahre 1829 gefordert. Mit kratzender und sarkastischer Feder kritisiert Heinrich Heine in seiner Veröffentlichung Neue Gedichte - hier angeboten in der zweiten, im Jahr der Erstauflage erschienenen Ausgabe - die deutschen Zustände. Die 1833 in Frankfurt eingeweihte Paulskirche wird 1848/49 Ort des Vorparlaments und der Nationalversammlung. Adolph Streckfuss hat Die Staats-Umwälzungen der Jahre 1847 und 1848 umgehend niedergeschrieben und veröffentlicht. Der chronologisch angeordneten Auflistung folgen noch die damals verbotenen und in einer weiteren Auflage erschienenen Zeitgedichte als Ein Glaubensbekenntniß von Ferdinand Freiligrath, doch dann reitet schon Iwan auf dem grauen Wolf neben der Prinzessin über den Einband des Märchenbandes von Wassiliy A. Joukowsky ein, gefolgt von weiteren Märchen von Gisela von Arnim. Zahlreiche Lithographien zeigen uns sodenn Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie, Holzstichtafeln Walrösser aus Der hohe Norden von Georg Hartwig, ein Stahlstich im Handatlas in Foliumgröße von Adolf Stiehler den Kontinent Australien, Originalphotographien lichten das Souvenir de Constantinople ab und der dunkelgrüne Leineneinband in Kalikogewebe präsentiert mit goldener Prägung Die österreichisch-ungarische Nordpol-Expedition in den Jahren 1872-1874.
Unser 19.Jahrhundert endet mit der dreibändigen Ausgabe Encyklopädisches Handbuch des gesamten Turnwesens, in dem nicht nur – wie auf der einen Abbildung dargestellt – die Erzeugung des Umschwunges erläutert wird, sondern auch mitgeteilt wird, dass das italienische Vereinsturnen auch Frauenabteilungen aufwies, die ziemlich gut besucht waren, wie nämlich jene von Rom mit 80 Damen. Zwei junge Männer haben wir vor der Paulskirche abgefangen, photographiert und befragt. In den Notizen aus Frankfurt unterhalb unserer Liste ist mehr zu erfahren.
Frankfurter Paulskirche & Berliner Wind Die Frankfurter Paulskirche, die nur 120 Meter vom Tresor am Römer entfernt liegt, wird in 17 Tagen eine verstärkte ministeriale und von einem Expertenrat unterstützte Aufmerksamkeit erfahren, denn dieser Ort der ersten deutschen Nationalversammlung soll an nationaler Wirkung hinzugewinnen. Wie diese Absicht gestaltet wird, soll noch vor Ende des folgenden Jahres empfohlen werden. Dass dieser Ort eine besondere Bedeutung hat, ahnen und wissen auch die zahlreichen Besucher, die täglich die Ausstellung in der Paulskirche besuchen. Unter ihnen fallen zwei sympathische junge Männer auf, die sich sogleich bereit erklärten, für unser Foto zu posieren. Adam Janabi aus Katar sowie Quentin Vercruysse aus Frankreich studieren in Berlin und nutzen ihre Semesterferien auch, um Frankfurt am Main einen Besuch abzustatten. Kaum haben sich die beiden wieder auf die ausgestellten Exponate gestürzt, sichten wir die Frankfurter Dezernentin für Umwelt und Frauen, Frau Rosemarie Heilig, die sich noch lebhaft an ihre große Ehrfurcht erinnert, die sie während ihrer ersten im Plenarsaal gehaltenen Rede empfand. Dieses Gebäude und der Paulsplatz mit seinen Platanen ist zudem für viele Frankfurter ein außergewöhnlicher Ort, der eine erhabene und lebhafte Ausstrahlung hat. Und gerade in dem Moment, in dem wir versuchen das gesamte Gebäude im Sonnenschein und nicht im Wolkenschatten abzulichten, beginnt ein neues Gespräch mit einer Kundin und so steht man als plaudernder Bürger vor der Paulskirche - zwar ohne Haube, Sonnenschirm oder Zylinderhut, aber ähnlich wie auf den Stahlstichen des 19.Jahrhunderts.
Büchersammler werden magisch von der schillernden Anziehungskraft dieser Bücher angelockt. Nummerierte Buchexemplare bergen zumeist Besonderheiten des Materials, schmücken sich mit Seltenheitswert und stechen mitunter durch Einzigartigkeit wie die abgebildeten Drachenentwürfe hervor. Dem japanischen Krieger zur Rechten, dem springenden Fisch zur Linken, dem exaltierten Wurm unten gesellen sich nicht nur weitere von Hand gezeichnete und kolorierte Figuren hinzu, sondern auch ein aus Papier und Holzstäbchen gefertigter Drache. All diese Originale auf und aus feinen japanischen Papierbögen liegen geschützt in der aufwendig hergestellten Mappe Kites of Japan des Meisters Tatsusabro Kato. Einen robusteren Eindruck hinterlässt das Künstlerbuch von Penck. Die Buchseiten aus Karton bieten den kräftigen und energiegeladenen Strichen einen adäquaten Untergrund. „I am ar.penck … who are you?“, fragt der Künstler in 100 signierten und nummerierten Exemplaren den Leser und Betrachter. Ein agiles Höhlensteinzeitmenschlein hebt die Arme neben der hingefegten Signatur oberhalb der Nr.8 im ereignisreichen Jahr 1989.
Besonders empfindlich mutet das Buchkunstwerk Reiner als Sinn an. Die gestrichelten dynamischen Formen von Günther Uecker zu Gedichten von Gennadij Ajdi wurden vom Stein auf samtig anmutendes und zart strahlendes Lithographiepapier gedruckt. Durch des Künstlers und des Dichters Hand ist das Exemplar vorzugsweise als eines von nur 30 römisch nummerierten - hier als die Nr.II - signiert. Ludwig Meidner hat 150 Mappen der expressionistischen Strassen und Cafés mit seinem Namen versehen – vermutlich nicht ohne Hindernisse und Materialengpässe, denn das Werk erschien im Herbst 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges. Und obwohl der Künstler gezwungen war in dieser Zeit seinen Militärdienst in einem Kriegsgefangenenlager bei Cottbus abzuleisten, liegt uns heute die von ihm signierte Nr.108 vor. Noch vor dem Krieg im Jahre 1912 erschien im selben Verlag von Georg Müller eine signierte Vorzugsausgabe des Dichters Richard Schaukal, die das Privileg hatte, auf Büttenpapier gedruckt zu werden als auch in einem edlen Maroquineinband mit goldgeprägten Deckelfileten, Innenkantenvergoldung und Kopfgoldschnitt eingebunden zu sein, um schmeichelnd als Nr.12 von 50 Exemplaren in den Händen des Lesers zu liegen. Nur ein Jahr später ist der handwerklich kunstvolle Handeinband mit der goldgeprägten Deckelvignette aus der Werkstatt von E.A.Enders nach einem Entwurf von Walter Tiemann gefertigt worden und bestätigt die hohe Buchbindekunst dieser Zeit. Unser ältestes nummeriertes Buch von Eugenie Mumm-Lutteroth aus Frankfurt am Main erschien 1889 in ihrer Heimatstadt und zieht vor allem die Blicke durch seine goldbedruckten Seidenbänder auf sich.
Im Anschluss des Angebotes kann man in den Notizen aus Frankfurt einem heiteren Zahlenspiel gemeinsam mit Tante Melber und dem Struwwelpeter folgen.
Zahlenspiel & Struwwelpeter Am nummerierten Freitag lassen wir uns von der nicht weit entfernten Gasse Hinter dem Lämmchen mit der Nummer 2 anziehen. Das Schild mit der Hausnummer hängt am rekonstruierten Haus zum Esslinger, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Auf dem Areal entstand später das Technische Rathaus, in dem auch der Tresor am Römer bis zum Jahr 2002, nämlich 25 Jahre lang, sein Domizil hatte. Vor circa zwei Jahren ist das Struwwelpeter Museum in das frisch wiedererbaute Gebäude, das die Frankfurter auch als Haus der Tante Melber kennen, gezogen. Tante Melber war die jüngere Schwester von Johann Wolfgang Goethes Mutter oder auch die zweite Tochter der Familie, die den Kaufmann und Hausbesitzer Georg Adolf Melber geheiratet hat und ihren Neffen Johann Wolfgang häufiger zu Besuch hatte, dessen lebhafte Eindrücke in Dichtung und Wahrheit nachgelesen werden können. Heute bleiben zween Mädchen vor dem Fenster des Struwwelpeter Museums stehen und betrachten mindestens eine doppelte Minute lang die 3 x 2 fremdsprachigen Struwwelpeterausgaben in Chinesisch, Französisch, in Italienisch, Arabisch, Japanisch und Türkisch. Währenddessen bemängelt ein Mann mit kurzer Lederhose auf zwoa stark behaarten Beinen die fehlende bayrische Übersetzung, und ein Paar passiert das Haus mit je einer Wurst, also mit zwei Würsten von der Altstadtmetzgerei Dey (nicht Zwey!). Wir hingegen überlegen mit der neu illustrierten Struwwelpeter-Ausgabe von Hans Witte - wundersam als 222 nummeriert - unter'm Arm, ob hier auf dem Hühnermarkt anno dazumal auch das Zweinutzungshuhn angeboten wurde. Als wir uns sicher sind, dass Hinter dem Lämmchen 2 das Leben von ausschließlich einer Zahl bestimmt ist, promenieren um Punkt 14 Uhr drei, 3, trois, tre, tres, üç, 三 Tauben, also ein Taubentrio durch das harmonische Zweierlei und bringen alles durcheinander. Hanns Guck-in-die-Luft aber – wir sehen ihn auf dem unteren Foto zusammen mit der Museumsleiterin Frau Zekorn im Duo – lässt sich nicht beirren, ja, die Hoffmannsche Reimerei bestätigt sogar die unerwartet aufgetauchte Zahl und erinnert uns wiederum an den unerwartet großen Erfolg des Kinderbuches Der Struwwelpeter: Also dass er kerzengrad / Immer mehr zum Flusse trat. / Und die Fischlein in der Reih' / Sind erstaunt sehr, alle drei.
Anhand des Angebotes kann heute eine Weltreise je nach Neigung und passend zu den geographischen Möglichkeiten laufend ......, fahrend -----, reitend ;:;:;:; oder segelnd ~^~ freudvoll durchgeführt werden. Versprechen können wir, dass es so einiges Kurioses auf den fremden Kontinenten zu entdecken gibt. Der Startpunkt befindet sich in Frankfurt am Main, von wo der Weg in Richtung Süden eingeschlagen wird. ...... ;:;:;:; ------ ...... ;:;:;:; ----- Der erste Halt wird in Spanien sein. Hier gibt uns Jean François de Bourgong Auskunft über die Stierkämpfe zu jener Zeit. Der Eintritt war nicht billig - das kann bereits verraten werden. Gut informiert erscheint der Autor auch über damals lebende Personen wie Don Pablo Olavide, der Zwangsaufenthalte in Klöstern absolvieren musste oder über den Sklavenhandel, zu dem er konkrete Zahlen angibt. Nachdem wir erfahren haben, wie sich in den Jahren 1782 bis 1788 die Inquisition in diesem Land verhalten hat, können wir einigermaßen erleichtert die Reise fortsetzen. ...... ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Wir schippern zu den Kanaren ~~~~ ^^^^^ ~~~~ und belesen uns bei Renaudot über Algerien ;:;:;:;;:;:;:; --------- Von Ägypten und dem Sudan erhalten wir durch William George Browne neue Erkenntnisse - nämlich jene des endenden 18.Jahrhunderts. Darfour hat er als erster Europäer entdeckt und dort die Sitten und Bräuche der Einwohner aufgezeichnet. Interessant sind seine Beobachtungen in diesem Land über die vom Sultan erzwungenen Freilassungen versklavter Frauen oder auch die der Körperhygiene, denn statt Seife wurden Salben verwendet und besondere Haarpartien wurden ausgerupft. Diese und weitere detaillierte Beschreibungen finden Sie in dem Buch "Reisen in Afrika, Egypten und Syrien." ;:;:;:; ...... ;:;:;:; ------ ...... ;:;:;:; [Pause für das Maultier]
;:;:;:; ----- ;:;:;:; ----- Westafrika Die "Reise durch das westliche Afrika, in den Jahren 1785, 1786 und 1787." informiert über Aufnahmeprüfungen in die sogenannten Purrah und dessen Strafen, sollte ein Mitglied Verrat geübt haben. Mit eigenen Augen gesehen und eindrucksvoll beschrieben hat der französische Ingenieurkapitän Golberry Sandhosen oder auch Tiere wie das Chamäleon. Und neben zahlreichen dieser eigenen Erfahrungen führt er in Tabellen die Anzahl der Sklaven und deren Wert auf. Wer wissen möchte, wie Krokodilfleisch schmeckt, ohne dies selbst kosten zu wollen, kann es in dem angebotenen Buch nachlesen. ...... ------ ...... ----- Südafrika ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~ ^ ~~~~~~~~~~~~ ^^^^^ ~~~~ Magellanstrasse ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Nach nicht ungefährlicher Seefahrt durch den Südatlantik (ein Sturm) und die Meerenge zwischen südamerikanischem Festland und Feuerland (unter Beobachtung neugieriger Pinguine) erreichen wir Chile, wo wir im Jahre 1875 zusammen mit dem Geologen A.Pissis u.a. am Krater des Vulkans Antuco stehen können. [Pause für Stärkung mit einem Guanaco-Braten]
~~~~ ^^^^^ ~~~~ ...... ------ ...... ----- Durch Nordamerika insbesondere durch die Felsengebirge bis nach Neu-Mexiko werden wir von Balduin Möllhausen anno 1857 geführt, der für diese Expedition von der Regierung der Vereinigten Staaten beauftragt wurde. Er selbst hat nicht nur die Reise, Eingeborene und andere Bewohner beschrieben, sondern auch die landschaftlichen Eindrücke gezeichnet, um uns die Charakteristiken der unterschiedlichen Landstriche vor Augen zu führen. ^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Hawaii studieren wir mit Hilfe von Augustin Krämer, bevor wir wieder in See stechen. ^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Ausführlich werden wir über Australien von Samuel Sidney mit der ersten deutschen Ausgabe informiert, die mit Tagebucheintragungen von Goldgräbern endet. ~~~~ ^^^^^ ~~~~ Haiflossen vor Indonesien ~~~~ ^^^^^ ~~~~ ............ China und den Kaiserhof lernen wir dank der berühmten 24 Kupferstiche mit erklärenden Texten aus dem Jahre 1788 kennen. Wer wissen möchte, wer die Dame ist, die vor Tsching-Ti so gekonnt wie verführerisch tanzt und warum der Berater viel zu ernst den gebannten Blick des Prinzen beobachtet, möge die aufklärende Bildbeschreibung von Joseph Amiot lesen. Auch erfahren wir, warum die chinesischen Musiker im Himmel spielen und was es mit einem selten gesehenen Fabeltier auf sich hat. ------ ...... ------ ...... ----- Mit Araberhengsten galoppieren wir schließlich durch Persien des 17.Jahrhunderts, ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;:;: durch Arabien, ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;:;: Konstantinopel ;:;:;:;;:;:;:;;:;:;:;;:;: